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SCHREIB-RAUSCH
Ich fühl‘ mich wieder an den Stuhl gebunden
und froh und munter – wie im Leben – nie.
So gehen alle meine Muße-Stunden
und in mir bleibt die schrille Melodie.

Da ich gefangen bin, fang‘ ich in Wort 
und Bild, das große Nichts und Alles ein 
und aller Rest – der Zweifel oder Ort –
wirkt – wie aus Himmelsblau – ein ferner Schein.

Drum denk‘ ich lange nach und schweige still
und die Fantasien tanzen alle Ballett.
So weiß ich, was ich kann und was ich will
und gehe niemals mehr ins kalte Bett.


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GALERIE-BEOBACHTUNG
Der dicke Mann verschränkt die fetten Arme
und kratzt sich vor dem Bild das Doppelkinn.
Die Ehefrau ist eine „feine Dame“
und folgt ihn, wie ein Wauwau, überallhin.

Doch wenn der Dicke plötzlich stehenbleibt,
dann bleibt auch diese Dame plötzlich stehen
und wenn er lange denkt und lange schweigt,
kann man sie endlos lange grübeln sehen.

Doch da der Mann nach Hause reisen will,
legt sie sich um den Hals ein totes Tier
und wird wohl nie und niemals wieder still
und greift gehetzt die Klinke uns’rer Tür.

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AN DIE EGOISTEN
Wer im Leben nur sich selbst hat,
bleibt bis zu dem Tod beschränkt,
auch wenn er mit and’ren lacht
und den roten Wein einschenkt.
Auch wenn er gesellig ist
und oft froh und heiter bleibt
und die hübsche Frau vermisst,
wenn der Mond am Abend scheint.
Wer im Leben nur sich selbst hat,
bleibt sein Leben lang beschränkt!
Wer nicht meint, was froh er sagt,
unermüdlich an sich denkt
und mit allen Späße macht
und oft fein gesellig tut,
bleibt, am Tag und in der Nacht,
nur ein Arsch mit totem Blut!

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VERZWEIFLUNG I
Man ist der Letzte auf der Welt,
der alle stur und lang anschweigt
und der auch einen Füller hält
der nie und niemals wieder schreibt
und dem nichts Neues mehr einfällt,
was ihm noch in den Wahnsinn treibt!
Man ist der Letzte, der noch wacht
und träumt, wie Füller hüpft und springt,
und dem die lange Winternacht
doch keinen neuen Einfall bringt…

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BALLADE VON DEN 
SCHICKSALSGÖTTINNEN
1
Da wir den Augenblick des Todes wissen
und großen Teppich uns’res Schicksals weben,
sind Menschen in den Hades heut‘ gerissen,
die gestern auf der kleinen Erde lebten.
Von Krankheit und dem Weltenschmerz umgeben,
lebt jeder Mensch nur eine kurze Zeit
und muss sich seinem Schicksal sanft ergeben
und hat sich davon niemals recht befreit.
Wir wissen um das Werden und Vergehen
und um des Menschen Todesaugenblick.
Wir können in die schwarze Zukunft sehen.
Wir schauen weder heut noch morgen zurück.
Die armen Menschen fühlen sich verloren!
Sie können sich vom Schicksal nicht befrei’n
und immer wieder wird ein Mensch geboren
und bleibt bis zu dem dunklen Ende allein.
2
Die Seelen schwimmen in dem großen Meer.
Sie werden alle hin- und hergetrieben
und irren in dem dunklen Hades umher
und finden niemals ihren Seelenfrieden.
Sie schreien schrill, wie alte, alte Weiber.
Man hört der schrillen Schreie Widerhall.
Doch, ach, wir weben immer weiter, weiter
und alle Menschen sterben überall.
Da wir den Augenblick des Todes wissen
und großen Teppich uns’res Schicksals weben,
sind Menschen in den Hades heut‘ gerissen,
die gestern auf der kleinen Erde lebten.
Sie leben hier mit Schmerz und großer Qual.
Die Seelen werden immer wieder schreien,
denn niemand wird sich wohl vom Schicksal
in seinem kurzen Leben je befreien.

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ALLTAGSTRISTESSE
Alle Menschen sind soeben
aus dem Bett und Schlaf gekrochen.
Alle rennen durch den Regen.
Alle haben nasse Socken.
Alle rennen durch die Stadt.
Alle sind sie Tagediebe.
Alle sind sie müd’ erwacht
und an allen Tagen müde.
Alle Tage bleiben lang.
Alle Menschen bleiben allein.
Alles bleibt vom End’ und Anfang
nur tiefdunkler Widerschein.
Alle rennen durchs kurze Leben
nur mit ihren nassen Socken,
denn die Menschen sind soeben
erst aus Bett und Schlaf gekrochen.