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BALLADE VOM GASTGEBER 
ELAGABAL




1


Ich heiß dich herzlich heut willkommen
in meinem recht bescheidnen Palast!
Du hast noch nichts zu Dir genommen?
Dann setz Dich nieder! Sei mein Gast!
Du probierst Papageienleber!
Das Kamelfleisch ist zu empfehlen! 
Ich habe warme Betten, Bäder!
Den Gästen soll’s an gar nichts fehlen!


Es gibt noch dort den bunten Pfauen!
Den hat der beste Koch gebraten!
Du kannst mir ruhig ganz vertrauen!
Dir Deinen Bauernbauch vollschlagen!
Es gibt auch wohlgeformte Frauen,
die uns stets Völlerei vergeben!
Doch sie sind hübscher anzuschauen,
wenn sie zur Harfe sich bewegen!


2


Was haben wir nur heut gelacht
und ließen heiter Zeit vergehen!
Nun bist Du vollgestopft und fad
und willst auf einmal Abschied nehmen!
Doch da die Blüten umherschweben,
hab ich vom Herzen laut gelacht!
Denn, ach, ich liebe Blütenregen,
der Dich so süß getötet hat!


Ich heiß Dich herzlich heut willkommen
in meinem recht bescheidnen Palast!
Denn jeder hat Fleisch bekommen
und war ein gern gesehner Gast!
Ich liebe all die schönen Feste,
wie all der Blüten Rosarot.
Die lieben Freunde und die Gäste
erleben einen schönen Tod!

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BALLADE VOM STURZ DES 
PHAETONS

 
 
1
 
„Oh, Du darfst nicht unsre Erde
und den Himmel niederbrennen!
Lass ja meine tollen Pferde
nur nicht ungezügelt rennen!
Du musst Macht und Sagen haben!
Sie sind gnadenlos und schnell!
Du fährst fort mit meinem Wagen
Und um Dich wird’s plötzlich hell!“
 
Doch der Mann vergaß Gefahren,
nachdem er den Rat vernommen
und er wollte endlich fahren
und gar nicht mehr zurückkommen.
Oh, er wollte nichts mehr hören!
Drum stieg er in Helios‘ Wagen.
Helios durfte nicht mehr stören
und dem Mann noch Lebwohl sagen.
 
2
 
Phaeton sah die kleine Erde!
Nichts war klar genug zu sehen!
Und die schnellen Heliospferde
Wollten ihn nicht recht verstehen!
Im endlosen Himmelsraum
Stürzte unser Mann vom Wagen,
und dem weißen Wolkenschaum,
von den Pferden stets getragen.
 
Was für Chaos! Was für Schande!
Viele Menschen waren tot.
Diese Erde brannte, brannte
und der Himmel war glutrot.
Überall war Schmerz und Leid!
Heiße Flammen! Heiße Tränen!
Unser Mann hat lang geweint
und wird Helios nun verstehen.

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MONOLOG I
In des alten Schreibtischs zwei Schubladen
werden heute Vers für Vers verschwinden,
denn den allbekannten „roten Faden“
werden wir in ihnen niemals finden.
Aber hätt ich keinen Vers geschrieben,
auch wenn die Gedichte in Schubladen
bald verstaubt und bald vergessen liegen,
wäre ich mit meinen Balladen
heute nie und niemals recht zufrieden!