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BALLADE VON DEN VANDALEN
Dort in der prachtvollen Stadt,
wo Vandalen stur befehlen:
„Tore werden aufgemacht!“
und die Römer froh bestehlen,
war zerstört: Die alte Pracht.
Dort in der unruhigen Stadt,
rennen Menschen wild umher
und sind furchtbar aufgebracht.
Niemand findet jemals mehr
was man weggenommen hat.
Dort in der glanzvollen Stadt,
wo die alten Statuen strahlen
ist das goldne Glänzen matt
und die Römer von Vandalen
lang- und grausam umgebracht.
Dort in der zerstörten Stadt,
wird mit keinem Tropf’ Gewissen
über aller Tod gelacht
und dem Römer fortgerissen,
was er an Wertvollem hat.
Dort in der verlassnen Stadt,
rennen die Vandalen fort
und wird immer, Tag und Nacht,
an Geschrei und Raub und Mord
im glanzlosen Rom gedacht.

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BALLADE VOM BETTLER 
DIOGENES
1
Keiner traut sich recht in meine Nähe,
weil ich nur ein kleiner Bettler bin
und wenn ich aus meiner Tonne sehe…
ach, wie ich von Sonn’ geblendet bin!
Darum bleibe ich im Schatten allein
und will nur vergessen: Mensch und Welt!
Doch ich möcht‘ nicht länger wütend sein.
Denn ich will nur machen, was gefällt!
2
Dieses stille Lauschen macht Vergnügen.
Ich vernehm‘ den Lärm aus Land und Stadt. 
Doch ich kann mir selbst allzeit genügen.
Hier hab ich schon oft recht laut gelacht!
Alle sollen immer weitergehen
und mich immer fein in Frieden lassen!
Ich will alle nur aus Fern’ besehen
und im Herzen lieben oder hassen.
3
Diese zarte Sonne strahlt mit Gewalt
und ich seh’ das bunte Menschentreiben!
Mir tun Knochen weh! Ich werde alt!
Ach! Ich will nicht in der Tonne bleiben!
Endlich möcht ich Menschen kennenlernen
und die kalte Finsternis verlassen!
Endlich geh‘ ich unter gold’nen Sternen!
Endlich renn’ ich durch die hellen Gassen! 
4
Ach, wie wunderschön ist’s hier und dort!
Ach, wie fühl’ ich mich vergnügt geborgen!
Diese Müdigkeit ist plötzlich fort
und der Hass auf Ewig abgestorben!
Diese Sonne kommt vergnügt heraus
und begrüßt die große Heimatstadt!
Hier bin ich ganz sicher und zu Haus
und nicht länger müde oder matt!

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BALLADE VOM GASTGEBER 
ELAGABAL




1


Ich heiß dich herzlich heut willkommen
in meinem recht bescheidnen Palast!
Du hast noch nichts zu Dir genommen?
Dann setz Dich nieder! Sei mein Gast!
Du probierst Papageienleber!
Das Kamelfleisch ist zu empfehlen! 
Ich habe warme Betten, Bäder!
Den Gästen soll’s an gar nichts fehlen!


Es gibt noch dort den bunten Pfauen!
Den hat der beste Koch gebraten!
Du kannst mir ruhig ganz vertrauen!
Dir Deinen Bauernbauch vollschlagen!
Es gibt auch wohlgeformte Frauen,
die uns stets Völlerei vergeben!
Doch sie sind hübscher anzuschauen,
wenn sie zur Harfe sich bewegen!


2


Was haben wir nur heut gelacht
und ließen heiter Zeit vergehen!
Nun bist Du vollgestopft und fad
und willst auf einmal Abschied nehmen!
Doch da die Blüten umherschweben,
hab ich vom Herzen laut gelacht!
Denn, ach, ich liebe Blütenregen,
der Dich so süß getötet hat!


Ich heiß Dich herzlich heut willkommen
in meinem recht bescheidnen Palast!
Denn jeder hat Fleisch bekommen
und war ein gern gesehner Gast!
Ich liebe all die schönen Feste,
wie all der Blüten Rosarot.
Die lieben Freunde und die Gäste
erleben einen schönen Tod!

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BALLADE VOM STURZ DES 
PHAETONS

 
 
1
 
„Oh, Du darfst nicht unsre Erde
und den Himmel niederbrennen!
Lass ja meine tollen Pferde
nur nicht ungezügelt rennen!
Du musst Macht und Sagen haben!
Sie sind gnadenlos und schnell!
Du fährst fort mit meinem Wagen
Und um Dich wird’s plötzlich hell!“
 
Doch der Mann vergaß Gefahren,
nachdem er den Rat vernommen
und er wollte endlich fahren
und gar nicht mehr zurückkommen.
Oh, er wollte nichts mehr hören!
Drum stieg er in Helios‘ Wagen.
Helios durfte nicht mehr stören
und dem Mann noch Lebwohl sagen.
 
2
 
Phaeton sah die kleine Erde!
Nichts war klar genug zu sehen!
Und die schnellen Heliospferde
Wollten ihn nicht recht verstehen!
Im endlosen Himmelsraum
Stürzte unser Mann vom Wagen,
und dem weißen Wolkenschaum,
von den Pferden stets getragen.
 
Was für Chaos! Was für Schande!
Viele Menschen waren tot.
Diese Erde brannte, brannte
und der Himmel war glutrot.
Überall war Schmerz und Leid!
Heiße Flammen! Heiße Tränen!
Unser Mann hat lang geweint
und wird Helios nun verstehen.